22. Februar 2025
Was ist Yoga eigentlich? Seit wann gibt es das? Und zählt das eigentlich als Sport oder Bewegungsform – oder ist es doch eher ein Lebensstil? Diese Fragen habe ich mir selbst lange gestellt – und einige davon konnte ich erst im Laufe der Zeit für mich beantworten.
Yoga ist heute allgegenwärtig – ob in Yoga-Studios, Fitnesskursen oder auf YouTube. Doch hinter der modernen, oft kommerzialisierten Fassade steckt eine jahrtausendealte Tradition, die weit mehr als nur körperliche Bewegung umfasst. Yoga ist eine Philosophie, eine Lebensweise und eine Praxis, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringen soll.
In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte und Philosophie von Yoga. Es geht darum, wo Yoga seinen Ursprung hat, wie es sich über die Jahrhunderte entwickelt hat und warum es heute mehr denn je relevant ist.
Die Ursprünge von Yoga
Die Wurzeln von Yoga reichen mehr als 3.000 Jahre zurück. Erste Hinweise auf yogische Praktiken finden sich in den alten vedischen Schriften Indiens, die als eine der ältesten religiösen und philosophischen Texte der Menschheit gelten. In den Veden wurde Yoga jedoch noch nicht als eigenständige Praxis beschrieben. Es ging vor allem um Rituale, die Verbindung mit höheren Kräften und die Suche nach einer kosmischen Ordnung. Erst viele Jahrhunderte später tauchte Yoga als eigenständige philosophische Disziplin in den Upanishaden auf. Die Upanishaden (entstanden etwa zwischen 800 und 200 v. Chr.) interpretierten die vedischen Lehren auf eine tiefere, innere Weise. Hier wurde Yoga nicht mehr nur als äußeres Ritual verstanden, sondern als ein innerer Weg zur Selbsterkenntnis und zur Befreiung des Geistes.
Noch viele Jahre später, etwa im zweiten Jahrhundert n. Chr., fasste der indische Gelehrte Patanjali die bis dahin existierenden yogischen Konzepte im sogenannten Yoga Sutra zusammen. Patanjali beschrieb Yoga als einen achtgliedrigen Pfad (auch bekannt als die Eight Limbs of Yoga), der Körper und Geist in Einklang bringen soll. Die körperlichen Übungen (Asanas) spielten darin nur eine untergeordnete Rolle – der Fokus lag auf Meditation, Atemkontrolle und geistiger Ausrichtung.
Die Entwicklung und Verwestlichung von Yoga
Mit der Zeit verbreitete sich Yoga in der ganzen Welt und durchlief dabei eine Reihe von Anpassungen. Während es in Indien vor allem eine spirituelle und philosophische Praxis blieb, wurde Yoga im Westen zunehmend auf die körperliche Praxis reduziert. Die meditativen und geistigen Aspekte traten oft in den Hintergrund. Besonders im 20. Jahrhundert entstanden daraus verschiedene moderne Yoga-Stile – von kraftvollen Flows bis hin zu ruhigen, meditativen Praktiken.
Diese Entwicklung hatte durchaus positive Effekte: Yoga wurde zugänglicher und konnte in den Alltag integriert werden. Gleichzeitig ging jedoch ein Teil der Tiefe und der ursprünglichen Idee von Yoga als geistigem und spirituellem Weg verloren.
Ein spannender Unterschied zu früher ist der Einfluss der modernen Wissenschaft. In den letzten Jahrzehnten wurden zahlreiche wissenschaftliche Studien über die Wirkung von Yoga durchgeführt – mit bemerkenswerten Ergebnissen - aber darauf möchte ich in einem gesonderten Beitrag eingehen. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse haben die moderne Yoga-Lehre stark geprägt. Während Yoga früher vor allem ein spiritueller Weg war, wird heute immer klarer, dass die positiven Effekte auf Körper und Geist auch physiologisch erklärbar sind. Viele Yogalehrer:innen integrieren dieses Wissen in ihre Stunden und kombinieren traditionelle Praktiken mit wissenschaftlich belegten Methoden – etwa durch gezielte Atemtechniken zur Stressreduktion oder für eine gesündere Ausrichtung in spezifischen Asanas (Haltungen).
Mein Ansatz – Tradition und Moderne verbinden
In meiner eigenen Praxis und in meinen Stunden versuche ich, die Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen. Yoga hat heute viele verschiedene Ausprägungen – und genau das ist das Schöne daran. Ich bin überzeugt, dass es für jede:n eine passende Form von Yoga gibt, und dass die Praxis so vielfältig sein darf, wie die Menschen, die sie ausüben.
Viele finden heute über die körperliche Dimension zum Yoga – die Bewegung, die Ruhe und das Gefühl nach der Stunde sind oft der erste Zugangspunkt. Aber ich glaube, dass Yoga auf lange Sicht mehr sein kann.
Deshalb versuche ich, in meinen Stunden nicht nur den körperlichen Aspekt zu betonen, sondern auch Elemente der traditionellen Philosophie einzubinden – sei es durch eine kurze Meditation zu Beginn, Atemübungen (Pranayama) oder einen Gedanken aus der Yoga-Philosophie. Ich glaube, dass diese kleinen Impulse nach und nach ein tieferes Verständnis schaffen können – ohne Druck, ohne starre Regeln.
Auch ich habe mit den körperlichen Übungen begonnen – zunächst wegen Rückenschmerzen. Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass die Bewegung und die Ruhe nach der Stunde mehr bewirken. Ich habe angefangen, kurze Meditationen und Atemübungen auszuprobieren und war überrascht, wie sehr sich meine innere Haltung verändert hat– und irgendwann habe ich gemerkt, dass Aspekte der Yoga-Philosophie unbewusst Teil meines Alltags wurden.
Deshalb glaube ich, dass es egal ist, wie oder warum man beginnt – wichtig ist nur, dass man offen bleibt für das, was Yoga darüber hinaus zu bieten hat. Anstatt die fünf Minuten Meditation am Anfang oder die Schlussentspannung (Savasana) zu überspringen (insbesondere bei denen, die mit Online-Kursen praktizieren), lohnt es sich, diese Momente bewusst wahrzunehmen – und zu beobachten, was sich mit der Zeit verändert.
Fazit – Yoga ist mehr als nur ein Trend
Yoga ist keine Modeerscheinung, sondern eine jahrtausendealte Praxis, die sich ständig weiterentwickelt hat. Die aktuelle Popularität von Yoga zeigt, dass die Grundprinzipien von Bewegung (Asanas), Atemkontrolle (Pranayama) und innerer Ruhe (Meditation) zeitlos sind.
Die Herausforderung besteht darin, die Tiefe und Weisheit der traditionellen Praxis mit den Anforderungen und Möglichkeiten des modernen Lebens zu vereinen. Ob du körperliche Fitness, geistige Klarheit oder innere Ruhe suchst – Yoga bietet die Möglichkeit, all das zu verbinden.
Lass dich also nicht von der Vielfalt der Stile oder der Perfektion auf Social Media abschrecken. Yoga ist eine persönliche Reise – und der wichtigste Schritt besteht darin, einfach zu beginnen.
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